Fabrikvordenker helfen im Katastrophengebiet Ahrweiler 

  • Praktische Unterstützung ist weiter notwendig 
  • Teambuilding für Fortgeschrittene
Sieben Mitarbeiter packten am 22.10.21 in Ahrweiler mit an. Ausgerüstet mit Arbeitskleidung und Werkzeug traf sich die Gruppe am Meetingpoint des ehrenamtlichen Helfer-Shuttles. Dort ging es dann perfekt organisiert nach Bad Neuenahr, in den Ortsteil Heimersheim. 
Theorie & Praxis 
„Ich war im August ein paar Mal vor Ort. Ebenso mein Kollege Ingo Herbst“, erzählt Stephan Hamm, verantwortlich für das Mitgliederwesen der Technologie-Initiative SmartFactory KL e.V. „Was wir da erlebt haben, hat uns motiviert, weitere Hilfe zu organisieren.“ Ein Aufruf bei den Kolleg:innen stieß auf großes Interesse. Schnell fanden sich Fahrgemeinschaften zusammen, um praktisch vor Ort mit anzufassen. „Wir sind viel theoretisch unterwegs, lösen gerne komplexe Probleme im Industrieumfeld, aber wir mögen auch praktische Arbeit“, sagt Wissenschaftler Jesko Hermann. „Das ist so ein bisschen unsere DNA: Theorie und Praxis.“ 
 
Tolle Organisation der Ehrenamtlichen
Am Meeting Point des Helfer Shuttle werden Arbeitsaufträge verteilt und Gruppen gebildet. „Man sucht sich in der Materialausgabe sein Werkzeug zusammen. Außerdem gibt es Handschuhe, Schutzbrillen, Ohrstöpsel und Schuhwerk“, erzählt Simon Lamoth, der an der TU Kaiserslautern am Lehrstuhl WSKL (Werkzeugmaschinen und Steuerungen) arbeitet. „Wir hatten mehrere Bohrhammer dabei. Deshalb wurden wir zum Estrich rausstemmen eingeteilt.“ 
 
Harte Erlebnisse
Im Transportbus geht es zur angegebenen Adresse, wo Edith Holzem und ihr Lebensgefährte den Trupp mit Kaffee begrüßen. Nach kurzer Besprechung legen die sieben Männer mit ihren Bohrhämmern los. „Innerhalb kürzester Zeit standen wir im Staub und waren über die Ohrenschützer sehr froh“, sagt Dr. Patrick Bertram, in der SmartFactoryKL verantwortlich für die Demonstratorlandschaft. Sein Kollege Nils Walter ergänzt: „Trotz aufgerissener Fenster haben uns vor allem die Staubmasken geschützt. Die konnten wir abends alle wegwerfen.“ Auf den ersten Blick wirkt der Estrich unauffällig, doch in der Tiefe zeigt sich, dass unter den Styroporplatten noch immer die Feuchtigkeit steht. „Wir hatten 165cm Wasser im Haus“, erzählt Edith Holzem in einer Zigarettenpause. „Hier im Hof schwamm alles. Zurück blieb nur Schlamm. Ich bin froh, dass ihr da seid. Ohne Freiwillige ständen wir in unserer Region noch einsamer da. Und wir sind hier auch noch lange nicht fertig.“ Frau Holzem und ihr Lebensgefährte packen kräftig mit an, fahren den Schutt weg und servieren Brötchen und Kuchen. 
 
Echtes Teambuilding 
Als der Trupp gegen 17 Uhr wieder abgeholt und zum Meetingpoint gebracht wird, ist die Stimmung trotz leichter Erschöpfung und verdreckter Klamotten bestens. Während die anderen das Werkzeug zurückbringen, sagt Julian Götz, ebenfalls von der TU Kaiserslautern: „Das war schon toll, wie wir uns alle immer wieder abgewechselt haben: Eimer füllen, Eimer schleppen oder Hämmern. Wenn einer wechseln wollte, hat ein anderer übernommen. Kommentarlos und ohne Anweisungen. Es lief einfach. Das war ein klasse Teambuilding!“ 
Im November will die nächste Gruppe von Kaiserslautern nach Ahrweiler aufbrechen. „Als Forscher werden wir maßgeblich von der Gesellschaft finanziert“, sagt der Vorstandsvorsitzende der SmartFactoryKL, Prof. Martin Ruskowski. „Da ist es für uns selbstverständlich, dass auch wir etwas an die Gesellschaft zurückgeben. Diesmal eben in Form praktischer Hilfe im Katastrophengebiet.“ 
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