15 Jahre SmartFactory Kaiserslautern
- Von Industrie 4.0 zu Production Level 4
- Highlevel Live-Talk am 17.9.2020 ab 13 Uhr
Es ist eine Erfolgsgeschichte. Sieben Unternehmen gründeten 2005 den Verein Technologie-Initiative SmartFactory KL e.V. Heute sind über 50 Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen Mitglieder und forschen gemeinsam an der Produktion der Zukunft. Nicht zuletzt auf Basis der Arbeiten in Kaiserslautern wurde 2011 der Begriff Industrie 4.0 formuliert, der seinen Siegeszug um die Welt startete. Heute gilt er als Inbegriff für die digitale Vernetzung von Maschinen. 2014 stellte dieSmartFactoryKL den ersten Industrie 4.0-Demonstrator auf der Hannover Messe vor.
Die industrielle Fertigung von Morgen
Prof. Detlef Zühlke fragte sich auf einer Messe zum Thema „Smart Home“: „Wenn man Geräte im Haus vernetzen kann, sollten doch auch Maschinen in einer Fabrikhalle vernetzbar sein.“ Die technische Entwicklung der Digitalisierung spielte Zühlke die Hände: das Internet der Dinge entstand, das DFKI beschrieb die Cyber-Physische-Systeme, 2011 nannte die Bundesregierung ihre Digitalisierungsstrategie nach der Idee aus Kaiserslautern ‚Industrie 4.0‘. „Nachdem wir das theoretische Grundgerüst errichtet hatten“, erzählt Zühlke, „wollte die Industrie sehen, dass Industrie 4.0 auch in der Praxis funktioniert.“ Der erste Industrie 4.0-Demonstrator auf der Hannover Messe war 2014 ein Meilenstein. „Damit haben wir die Unternehmen beeindruckt und wurden zum Vorbild für die ganze Welt“, so Zühlke. „Industrie 4.0 hat sich global sogar in der deutschen Schreibweise durchgesetzt.“Von Industrie 4.0 zu Production Level 4
Seit 2019 steht Prof. Martin Ruskowski an der Spitze der SmartFactoryKL. Mit ihm unterzogen die Wissenschaftler die bisherigen Erfahrungen mit Industrie 4.0 einer strengen Analyse. „Wir haben uns die Entwicklung genau angesehen. Was haben die Unternehmen gemacht? Was für Erfahrungen haben wir bisher durch den Bau der Demonstratoren gelernt?“, erzählt Ruskowski. „Wir haben festgestellt, dass in der industriellen Praxis bei aller Digitalisierung von Maschinen an der eigentlichen Struktur der Produktionssteuerung bis heute nicht gerüttelt und die ursprüngliche Vision autonomer Produktionsmodule noch nicht umgesetzt wurde.“ Dazu kommen neue wissenschaftliche Erkenntnisse und weiterentwickelte Techniken, wie Methoden de Künstlichen Intelligenz. Deshalb benötigte der Begriff Industrie 4.0 ein Update.“ Es erhielt den Namen Production Level 4 und steht für größere Flexibilität in der Produktion, maximale Autonomie, Produktionsresilienz, eine neu definierte Rolle des Menschen, sowie eine Architektur, die auf fähigkeitsbasierter Kapselung von Produktionsschritten durch eine Bot gesteuerte Struktur aufbaut.Praktisch wurde die Idee in einem ersten Schritt mit Mitgliedsunternehmen umgesetzt. Es entstand ein neuer, modular erweiterbarer Demonstrator, der den Weg in eine europaweite Vernetzung von autonomen Produktionsanlagen im geplanten GAIA-X Verbund aufzeigt. „Wir denken die Fertigung autonom und molular,“ so Ruskowski, „und über räumliche Grenzen hinweg. Für das europäische Cloudprojekt Gaia-X wird der Demonstrator in Kaiserslautern eine zentrale Rolle spielen.“Insofern ist es nur logisch, dass Prof. Zühlke 2019 die SmartFactory-EU gründete. „Deutschland ist zu klein für unsere Visionen“, sagt er verschmitzt. „Es ist unser Job, der Zeit voraus zu sein“, ergänzt Ruskowski.Live-Talk mit Vertretern aus der Industrie zum 15. Geburtstag
- Prof. Detlef Zühlke (Gründer und Ehrenmitglied des Vorstandes der SmartFactoryKL. Aktuell ist er aktiv für die europäische SmartFactory-EU.)
- Prof. Martin Ruskowski (Vorstandsvorsitzender der SmartFactoryKL, Leiter des Fachbereiches Innovative Fabriksysteme am DFKI und Lehrstuhlinhaber an der TU Kaiserslautern. Er formuliert die Vision Production Level 4, das Update von Industrie 4.0.)
- Gunther Koschnick (Geschäftsführer des ZVEI-Fachverbands Automation. Vor seinem Wechsel in den ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V.) u.a. tätig bei ABB.)
- Hartmut Rauen (Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA (Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus). Studium des Maschinenbaues an der RWTH Aachen. Experte für Industrie 4.0.